Mal eben das Handy in die Hand nehmen und gucken, was so auf Facebook los ist – beim Warten auf die U-Bahn, während der Kaffee gerade kocht, vor dem Schlafengehen, nach dem Essen, in jeder kleinen Zwischenpause.
Kennst du das auch, wenn eine Gewohnheit sich so in dein Leben eingeschlichen hat, dass du sie gar nicht mehr bemerkst? Geschweige denn, dass du sie aktiv steuern kannst – es ist schließlich eine Gewohnheit.
So ging es mir vor einiger Zeit mit Facebook. In diesem Artikel erzähle ich dir, wie ich damit umgegangen bin, diese Gewohnheit zu ändern und was ich beim Facebook-Fasten gelernt habe.
Warum ich eine Auszeit von Facebook brauchte
Ich hatte mir irgendwann angewöhnt, wann immer ich eine kurze Pause irgendwo unterwegs oder zuhause hatte, nur ‚mal kurz‘ auf Facebook zu schauen, ob es vielleicht etwas Neues oder Interessantes zu lesen gäbe. Vor allem gelockt haben mich Artikel über Yoga, Mindfulness u.ä. oder Veranstaltungen die ich besuchen könnte.
Bei meinem Jahresrückblick habe ich mir die Zeit genommen, sehr genau meinen Tagesablauf und die Dinge die ich regelmäßig tue, anzusehen und zu reflektieren, ob da etwas ist was ich im neuen Jahr verändern möchte.
In meinem Jahres-Review stellte ich damals erschrocken fest, wie sehr es mir zur Gewohnheit geworden war, auf Facebook zu lesen. Ich erkannte auch, dass ich den Facebook-Newsfeed als Beschäftigung und Ablenkung nutze, wenn ich eigentlich Ruhe und Stille bräuchte.
Ich könnte ja etwas verpassen! Denn wer durch den Newsfeed scrollt, wird dauernd aufgefordert „Lies mich“, „Like mich“, „Teil mich“ und „Sei erschrocken/begeistert/berührt“ oder „Kommentiere“. Puh, ganz schön anstrengend.
Wenn mein Körper und meine Gedanken gerade Ruhe gebraucht hätten, war ich stattdessen am lesen und ‚durchscrollen‘ von irgendwelchen mehr oder weniger inspirierenden Posts, Bildern und Videos. Und bevor du jetzt denkst, ich wäre zu der Zeit den ganzen Tag nur auf Facebook am surfen gewesen – ganz so schlimm war es auch nicht. Über den Tag verteilt waren es insgesamt ca. 40-60 Minuten in vielen kleinen Einheiten. Das empfand ich für mich in Summe aber täglich ganz schön viel Zeit, die ich lieber anders nutzen möchte.
Gewohnheiten haben wir Menschen nicht nur bei Handlungen, sondern auch in unseren Gedanken und Überzeugungen.
Wenn du wissen möchtest, wie du deine negativen Glaubenssätze verändern kannst, dann lies hier mehr über die 4 Fragen, die dein Leben und Denken verändern können.
Außerdem beobachtete ich schon seit längerem, dass meine Fähigkeit mich auf eine Sache zu fokussieren nachgelassen hatte und es mir auf einmal nicht mehr so leicht fiel, längere Zeit konzentriert zu bleiben. Das wollte ich unbedingt ändern.
Und zu guter Letzt kamen im Rahmen einer Fortbildung gerade zwei große Prüfungen im Abstand von drei Wochen auf mich zu, für die ich ziemlich viel lernen musste. Grund genug, mir selber die Herausforderung zu stellen und das ständige Facebook checken als nicht besonders hilfreiche Gewohnheit abzulegen. Bühne frei für ein paar Wochen #digitaldetox.
Und los geht’s mit Facebook-Fasten!
Challenge accepted.
Okay, ich hatte die Situation erkannt und wusste ich muss sofort etwas ändern – die Prüfungen kamen ja unaufhörlich näher und außerdem hatte gerade ein neues Jahr begonnen. Die Rauhnächten schienen ein guter Zeitpunkt, um eine Veränderung in meinem Leben anzugehen. Bei mir klappt so etwas am besten ‚ganz oder gar nicht‘, deswegen stellte ich mir die Herausforderung für einige Zeit komplett auf Facebook zu verzichten.
Die Challenge: 7 Wochen Free from Facebook!
Das bedeutete im Klartext kein einziges Mal die App starten, auf keine Veranstaltung reagieren, Geburtstage, Nachrichten und was immer da sonst noch war völlig zu ignorieren.
Klar war, das schaffe ich nur, wenn ich die App am Handy sofort deaktiviere, sonst wäre die Macht der Gewohnheit einfach zu groß. Und glücklicherweise hatte ich alle E-Mail Benachrichtigungen von Facebook sowieso schon längst abgeschaltet – jedenfalls alle, die ich finden konnte – sodass ich auch hier keine Ablenkung zu befürchten hatte.
Als kleine Unterstützung, um mich jeden Tag in den 7 Wochen daran zu erinnern, dass ich erfolgreich auf Facebook verzichte, stellte ich eine täglich wiederkehrende Aufgabe in meiner ToDo-App ein, die ich an jedem Tag abhaken konnte, den ich Free-from-Facebook verbracht hatte. ✅
Und, wie hat es geklappt?
Jetzt fragst du dich sicher, ob es mir gelungen ist, meine Gewohnheit zu durchbrechen, stimmt’s?
Ich würde sagen: JA!
Tatsächlich habe ich 7 Wochen lang kein Facebook benutzt – Tschakka, geschafft!
Mit einer kleinen Einschränkung: Nach vier Wochen, als die erste Prüfung vorbei war, habe ich mich einmal über meinen Rechner auf Facebook eingeloggt, um einen Yoga-Workshop online zu stellen und dabei natürlich auch kurz mal über meinen Newsfeed geschielt. Aber dieses ‚cheaten‘ betrachte ich ehrlich gesagt auf der gesamten Reise von 7 Wochen eher als so eine Art Umsteigebahnhof in den nächsten Facebook-Fasten-Zug. Ich hoffe, du stimmst mir da zu?
Die Erkenntnis nach 7 Wochen Facebook-Fasten
Interessant war natürlich zu beobachten, wie es mir in der Zeit ging. Was passiert wenn man so eine unterbewusst ablaufende Gewohnheit einfach von heute auf morgen durchbricht?
In den ersten Tagen habe ich mich öfter dabei ertappt, wie ich das Handy in der Hand hielt, verwundert auf meine App-Liste guckte und das Facebook Logo suchte. Klar, ich hatte die App ja deaktiviert, da war also nichts mehr zu sehen.
Hm, was mache ich denn jetzt?
Augen schließen, atmen, spüren und bewusst wahrnehmen, wie es mir gerade geht. Achtsam im Moment sein.
Nach ungefähr einer Woche begann meine Gewohnheit sich langsam zu verändern. Die Momente, in denen ich automatisch mein Handy in die Hand nahm um Facebook zu öffnen, wurden seltener und ich begann bewusster die Orte und Zwischenzeiten wahrzunehmen, an denen ich sonst in mein Handy geguckt hatte. Zugegebenermaßen stehe ich deswegen immer noch nicht viel lieber an U-Bahnsteigen wartend herum. Aber in dieser Zeit habe ich durch das immer wieder bewusste Wahrnehmen und Hineinspüren wieder geübt, entstehende Anspannung im Körper schneller wahrzunehmen oder meine Atmung bewusst wieder tiefer werden zu lassen, wenn diese aus irgendwelchen Gründen flacher geworden war.
Es war ja eigentlich gar nicht das Ziel gewesen, meine Selbstwahrnehmung zu verbessern, aber das hat sich von ganz alleine so ergeben.
Neben der erhöhten Achtsamkeit mit der ich wieder durchs Leben ging, sind mir ein paar andere Dinge in der Zeit ohne Facebook bewusst geworden.
Meine Learnings aus 7 Wochen Social Media Detox
- Ich bin glücklicher und fühle mich wohler! Das ist wenig verwunderlich, denn eine Studie der Stanford Universität in USA hat genau dies festgestellt, nachdem die Teilnehmenden für 4 Wochen Facebook-Fasten praktiziert hatten.
- Mein Selbstwertgefühl ist gestiegen. Ich zweifle weniger an mir und meinen Fähigkeiten, weil ich nicht ständig lese und sehe, wie toll die anderen alle sind, welch klugen Worte sie teilen, welch interessante Workshops oder Retreats sie geben oder an welchem fantastischen Ort dieser Welt sie gerade auf Reisen sind.
- Ich bin konzentrierter. (Juchhu!!) Und hatte während dieser Zeit natürlich auch mehr Ruhe und Fokus, um mich auf die Prüfungen vorzubereiten.
- Mehr Zeit für Yoga und Meditation. Häufiger und länger als sonst habe ich mir Zeit für meine spirituelle und körperliche Praxis genommen. Sehr wohltuend!
- Ich habe nichts verpasst! Um die Dinge mitzubekommen, die mich besonders interessieren, brauche ich nicht jeden Tag mehrmals auf Facebook online zu sein. #JOMO
- Keine*r vermisst mich. Von meinen Facebook-‚Freunden‘ hat nicht eine*r mitbekommen, dass ich nicht da war ?
- Ich kann bestens ohne Facebook leben wenn ich will – eine sehr hilfreiche und wertvolle Erkenntnis für mich!
- Gefällt mir! Auch wenn es schön ist, ab und zu Bestätigung von außen zu bekommen, digitale Resonanz zu den eigenen Gedanken oder Bildern zu bekommen – ich brauche die Likes und Herzen nicht, um zufrieden und glücklich mit mir selbst zu sein. Und ich bin achtsamer geworden, welche Posts ich überhaupt konsumiere, entscheide bewusster, was für Informationen ich an mich heranlassen möchte.
Wie gehe ich in Zukunft mit Facebook und Social Media um?
Und jetzt? Die Challenge ist ja beendet. Bleibe ich jetzt weiterhin ‚Free from Facebook‘ oder nutze ich es wieder wie früher?
Die Erkenntnisse und Veränderungen waren mir ein klares Zeichen, dass es eine super Idee war, diese Gewohnheit abzutrainieren.
Gleichzeitig ist Facebook für mich nach wie vor eine wertvolle Quelle für Informationen, News und Veranstaltungen. Zumal ich seit Jahren keine Zeitungen lese (weder auf Papier noch Online), keinen Fernseher oder ähnliches besitze, ist für mich Facebook auch eine Art Informationssystem über den Zustand der Welt geworden. Klar, mit einem völlig eingeschränkten Blickwinkel und seeehr selektiv auf die Seiten und Personen mit denen ich vernetzt bin, aber besser als gar nichts.
Insofern werde ich nicht völlig auf Facebook verzichten. Aber ich habe seit der ‚Free from Facebook‘-Challenge nicht mehr diese unbewusste Gewohnheit die einfach dauernd abläuft, sondern bewege mich viel bewusster auf den Social Media Kanälen. Und ab und zu gönne ich mir ein paar Wochen Facebook-Fasten bzw. Digital Detox, um sicher zu gehen, dass ich meine Verhaltensweisen immer feiner justieren und bewusst steuern kann.
Und Du?
Wie ist dein Umgang mit Facebook (oder du kannst hier auch einen beliebigen anderen Social Media Kanal einsetzen)? Hast du schonmal Digital Detox oder Facebook-Fasten probiert?
Schreib mir gerne in die Kommentare, ich freue mich auf den Austausch mit Dir! Du kannst mir natürlich auch eine Postkarte schicken, wenn du jetzt gleich mal Medien-Fasten ausprobieren möchtest -> meine Adresse 😉